<b>Einsam mit Herzerl in den Alpen auf 1400 m Höhe:</b>
Beobachtungsbericht 18.2.07, von 19.15 h bis 23.30 h, es kam die ganze Zeit kein anderer Mensch und kein Auto vorbei, auch gefährliche Tiere hab ich nicht gehört oder gesehen, war fast schon beängstigend (ein paar mal hab ich schon mit der kleinen Taschenlampe zu meiner Beruhigung rundum geleuchtet), nur ein traumhafter Sternenhimmel mit einer Milchstraße, die sich über die Zwillinge runter zwischen Prokyon und Sirius bis in den Großen Hund zog, das hab ich noch nie so gesehen, dass die Milchstraße da ja auch weiter unten noch deutlich sichtbar ist. Ein wunderschöner Abend mit 6 mag Grenzhelligkeit und Windstille und meinem 14 Zoll Gitterrohrdobson „Phoenix von Goldammer“ und dem Miyauchi 20/30 mal 77 „Kat:ze von der Almwiese“.
Um 16.00 h sind wir (mit Familie und Skiausrüstung) am Sonntag in Inneralpbach/Tirol angekommen, die Astro-Ausrüstung hab ich gleich im Auto gelassen, ein kurzer verspäteter Mittagsschlaf, ein schnelles Abendessen, dann hab ich mich in die volle Wintermontur eingeschält, die Moonboots allerdings erst nach dem Autofahren angezogen, gefahren zu einem einsamen Parkplatz bei einer im Winter unbewohnten Hütte weit oben am Alpbachtal-Talende.
Zufrieden und stolz war ich mit mir selber, dass Phoenix und die Kat:ze auch im schon Dunklen in 20 min fertig aufgebaut waren und der Dobson perfekt mit dem Laser justiert war, Beobachtungsstuhl dabei, 12-Volt-Accu-Pack für die Okularkofferheizung, Karkoschka, Deep-Sky-Reise-Führer und -Atlas auf einem kleinen Hocker, Trittschemel für Zenit-Beobachtung, 9-Volt-Accu für die Fangspiegelheizung, alles dabei. Um 19.30 konnte ich mit dem Beobachten beginnen:
Als erstes den besten Pferdekopfnebel meiner Astro-Laufbahn gesichtet, im 30 mm TeleVue-Plössl mit h-beta-Filter klar und deutlich die Hell-Dunkel-Grenze und die Pferdekopfeinbuchtung mit Schnauzenansatz direkt sichtbar.
Dann lange mit verschiedenen Okularen (meist Meade UWA 30 mm und Nagler 22 mm, TeleVue Radian 12 mm) am traumhaften Orionnebel, ebenso überwältigend M31 mit Begleitgalaxien, M31 ist unter so einem Alpensternenhimmel etwas völlig anderes als sonst gewohnt. Auch NGC 891 hab ich wieder mal besucht, deutlich mit Staubband quer durch.
Wunderschön auch der offene Sternenhaufen M67. Dann zu M1, so klar und hell und strukturiert (mit UHC und OIII-Filter) hatte ich den noch nie gesehen.
Und unter diesem Himmel was ganz Neues im M35-Sternhaufen: ein großes <b><font color="orange">Herzerl</font id="orange"></b>. Hat das schon mal jemand gesehen ? Ich vorher jedenfalls noch nicht. Unter diesem Sternenhimmel war tatsächlich in M35 eindeutig ein wunderschönes großes herzförmiges Sternenmuster zu erkennen, ähnlich vielleicht, wie auf dem Foto im DeepSkyReiseführer auf Seite 163 (rechts oben), dort sieht es jedoch nur wie ein umgedrehtes Fragezeichen aus (in der Bildmitte rechts), hier in den Alpen vervollständigten jedoch viele (auf der Stoyan-Zeichnung nicht sichtbare) kleine schwache Sternchen auch die zweite Hälfte des „Herzerls“, außerdem stand es in meinem Dobson auch noch aufrecht (weil umgedreht und seitenverkehrt). Ich war ganz gerührt, hihi.
Lange war ich auch bei den Galaxien im Löwen, M96, 95, 105 und NGC 3384 und 3389, auf dem Weg zu M65, 66 und NGC 3628 bin ich auch noch zufällig über die Galaxie NGC 3593 gestolpert, hatte ich noch nie vorher bemerkt, diese winzig-kleine 11mag-Galaxie.
Am Saturn hab ich es mir bequem gemacht, mich im Stehen mit beiden Händen schön an der Lehne vom Beobachtungsstuhl abgestützt und mich gewundert, warum Saturn nur bis ca 150 bis 215-fache Vergrösserung ruhig im Bild stand, aber auch da ab und zu richtige Luft-Sprünge im Okular vollführte, obwohl ich doch ganz ruhig stand, Phoenix nicht zitterte und das Seeing eigentlich auch sehr brauchbar aussah. Bis ich dann irgendwann auf die Idee kam, dass die aufströmende Warmluft von meinen Händen auf der Beobachtungsstuhllehne direkt unterm Fangspiegel im dem offenen Gitterrohrtubus daran schuld sein könnte. Und tatsächlich, kaum hatte ich diese Wärmequelle (Pfoten weg!) entfernt, schon stand das Saturnbild bis 360-fach wunderbar ruhig im Okular. Auf so eine Fehlerquelle muß man erst mal kommen, nachts im Dunklen bei minus 2 Grad !
Zwischendurch hab ich natürlich immer wieder mal auch meinen SchwarzenKrauser-Rauch-Nebel und den Sternenhimmel mit den bloßen Augen und auch mit dem Miyauchi genossen, im Miyauchi (inzwischen hab ich dazu auch die 30-ger Zusatzokulare) besonders schön M81 und M82, auch natürlich der Orionnebel (mit 30-facher Vergrösserung waren im Miyauchi klar die 4 Trapezsterne trennbar). Viele weitere Objekte (u.a. auch M97 und 108 und 109) hab ich noch mit Phoenix besichtigt, bis dann gegen 23.30 h von Nord-Westen her kommen leichte Bewölkung aufzog, so hab ich schnell abgebaut, nix liegengelassen, und lag um 0.15 h zufrieden und glücklich über 4 Stunden Alpenhimmelgenußspechteln im Bett.
Die restlichen Urlaubstage war nur jeweils nur 2 bis 3 Stunden Skifahren ganz in der Früh am Tag (wenig Schnee und später am Tag viel zu viele Menschen auf der Piste), dafür lang gemütlich unter strahlend blauem Himmel in der Sonne sitzen, und in der Nacht mit der „Kat:ze“ vom „Raucher-Balkon“ aus Mond und Orionnebel bewundern.
Ein gelungener Astro-Kurzurlaub !