Hallo Leute,
Einer meiner äußerst seltenen Beobachtungsberichte, aber ich versuchs mal ... [:)]
Der März war ein wahnsinnig toller Monat für Deep Sky Beobachtung der mich danach
reichlich beschäftigt hat deswegen die Verspätung. Sicher habt ihr schon nach unten gescrollt aber
das Zeichnen spielte für mich schon immer einer große Rolle und ist die beste Art das gesehene wiederzugeben
und nehmen bewußt den meisten Platz ein. Um es etwas einzugrenzen wähle ich drei der insgesamt fünf Nächte die
ich im März genutzt hab. An Teleskopen standen mir zunächst 10 Zoll dann 18 Zoll und ein auch ein 14 Zoll Teleskop
zur verfügung also insgesamt 42 Zoll [:D] . Diese Nächte hatte ich auf meinem "Lieblingsberg" in der Rhön
die Hohe Geba bei guter Transparenz und gutem Seeing. Es herrschten meist eisige -5 Grad bei noch eisigeren Ostwind
der sich wie (viel zu eisige) -15 Grad anfühlte.
Aber genau so mag ich das. [:D]
"DER EISMANN AUS DER RHÖN UND 42 ZOLL"
Los gehts...
<font size="6">8. März (10 Zoll)</font id="size6">
Die Nacht davor war ich zur Beobachtung noch im Westhavelland und hielt deswegen meine Liste bewußt kurz,
da ich wußte das es nicht die letzte sein wird, und beschränkte ich mich auf 4 Objekte und einer Abreise noch vor der Dämmerung.
Gegen 19:00 Uhr war ich an dem Platz den ich so lieb gewonnen hab. Ich mag einfach die vielen kleinen versteckten Stellen auf dem
Berg wo man, wenn man will, völlig ungestört sein kann. Außerdem gibt es dort sehr dunklen Himmel.
<b>NGC 1788</b>
Ein kleiner mittelheller Reflektionsnebel um einen hellen Stern, platziert im Orion. Er wird schön dekorativ von hellen Sternen umgeben
was das Objekt deutlich attraktiver macht. Er wirkt zur einen Seite scharf abgegrenzt während die andere Seite deutlich diffuser wirkte.
Markant ist eine flächige Aufhellung in dem dezentral ein feines Sternchen aufblitzte. Von dort ist ein sehr schwacher Ausläufer
richtung Nordost zu erkennen gewesen. Das Objekt wirkte indirekt leicht gebogen.
<b>NGC 2440</b>
Ein PN im Puppis dem Achterdeck des Schiffs was sich schonmal sehr exotisch anhört.
Mein zweite Versuch dieses Objekt zu dokumentieren. Beim ersten mal hab ich es wegen grottenschlechtem Seeing aufgegeben.
und ihn schon auf die Südhimmelliste für Juni notiert. Aber diesmal sollte es besser sein. Schon im 31mm deutlich
als unscharfer heller "Stern" der bei zunehmender vergrößerung unförmig erschien. Bei 208x angekommen erkannte ich indirekt
eine bipolare Struktur in form einer Dunkelteilung. Zu beiden seiten waren schwache ausläufer zu sehen, der nach Westen
deutlich besser und heller zu erkennen war. Gern hätte ich noch mehr vergrößert aber dafür war das Seeing zu diesem
Zeitpunkt noch nicht gut genug. Das Objekt selbst war noch sehr hell. Ich denke trotzdem gut eingefangen und streiche
es erstmal von meiner Südhimmelliste.
<b>C/2013 US10 Catalina</b>
Wieder zurück in unserem Sonnensystem besuchte ich diesen Kometen der eindeutig zur falschen Zeit bei uns vorbei schaute.
Aufgrund der Schlechtwetterphase in DE von Dezember bis Januar eher weniger beobachtet. Aber immerhin hatte ich ihn viermal
vorm Okular, jedesmal mit komplett unterschiedlicher Schweifstruktur. In dieser Nacht zeigte er sich schlicht mit einem schwachen
aber deutlichen schweif von mehr als 25 Bogenminuten länge. Die Koma war gut Kondensiert mit einem stellarer Kern aublitzend.
Das war das letzte mal das ich den Kometen beobachtete, also quasi eine letzte Zeichnung zum Abschied. Ich wünsche eine Gute und ewige Reise.
<b>M 97</b>
Mein Wächter für die Nacht so möchte ich dieses "Eulengesicht" nennen. Hoch über mir nahezu am Zenit stehend beobachtete ich diesen PN.
Selbst mit 10 zoll und bei guter Transparenz fande ich die Augenhohlen garnicht sooo leicht herauszuarbeiten. Das östliche
Auge war deutlich einfacher zu erkennen. Ein paarmal gelang es mir beide zusammen wahrzunehmen. Dank UHC Filter
herrschte um dem Nebel Sternarmut. Nur ein heller Stern knapp neben dem Nebel den ich zum fokussieren nutzte.
Um 1:00 Uhr hatte ich ein Verabredung mit Jupiter. Ein "Jupiter-mit-GRF-im-Meridian" Rendezvous bei gutem Seeing bestimmt ein Genuss.
Die Zeit bis dahin verbrachte ich mit hin- und herlaufen auf Schnee und Eisflächen in der Umgebung. Dem aufsaugen des tollen
Sternhimmels über mir und diversen Standardobjekten im Okular aber ohne diese zu zeichnen. Nach der Erfolgreichen und beeindruckenden
treffen mit Jupiter packte ich gegen 2:00 zufrieden zusammen und machte mich runder vom Berg und durchbrach dabei die Hochnebeldecke unter mir,
zurück in richtung Heimat.
<font size="6">9. März (18 Zoll)</font id="size6">
Nach dem Ausschlafen war mein erster Gedanke ob die kommende Nacht ebenfalls solch wunderbare Bedingung bietet wie die letzte.
Denn schließlich war heute mein Lieblingsteleskop an der Reihe und das auch noch auf meinem Lieblingsberg. Aber auf den Berg ist verlass.
Gegen 18:00 Uhr war ich wieder am Platz, genug Zeit zum aufbauen und die 20kg schwere Scherbe auszukühlen. Die Zeit bis dahin verbrachte
ich mit dem Besuch der Aussichtsplattform. Was für eine wahnsinns Blick über die hügelige teils Schneebedeckte Landschaft der Rhön !
Und warum war ich hier oben allein ? Kein Mensch weit und breit zu sehen, der Berg gehörte diese Nacht mal wieder nur mir. Wieder zurück
am Teleskop war es schon fast Dunkel. Das Zodiakallicht im Westen bescheinigte mir gute Bedingungen auf die ich so gehofft habe.
Mit 7 Objekte die ich Zeichnen wollte sicher eine Nacht am Limit. Viele Pausen göhnte ich mir jedenfalls nicht.
<b>NGC 2022</b>
Mein erstes Objekt der Nacht war ein heller PN im Orion. Ich sah einen deutlich ovalen Ring in einem schwachen Halo .
Richtung Westen blitzte ein stellare Knoten auf, der laut meiner recherche wohl tatsächlich zum Objekt gehört und kein Stern war.
Der Ring wirkte von der Helligkeit und Dicke sehr unruig was jedoch nicht greifbar war und ich deswegen auch nicht gezeichnet habe.
<b>NGC 2174</b>
Weiter ging es zu einem Galaktische Nebel im Sternbild Zwilling, der auch Affenkopfnebel genannt wird. Mein 26mm Okular bestückte
ich gleich mit einem OIII-Filter. Ich sah zunächst einen unförmigen sehr großen Nebel mit einem hellen Stern im Zentrum.
Ein sehr diffuses Objekt. Nach kurzem Einsehen erkannte man Strukturen in form von Höhlen und Dunkelteilungen. Am deutlichsten
war ein heller halboffenen "Ring" der vom hellen "Zentralstern" nach Westen verlief. Auf der gegenüberliegenden Seite bildet
die Nebelmasse eine Bucht. Das Objekt steht in einem reichem Sternfeld. Einen Affenkopf konnte ich nicht erkennen,
ich hatte eher das Gefühl eine Spiralgalaxie zu beobachten. Ein wirklich toller Nebel. Im nachhinein erinnerte mich das Objekt
an das Chinesiche Schriftzeichen "Tian" was den Himmel symbolisiert. Klappe zu, Affe tot ![:D]
<b>NGC 4005 Gruppe</b>
Als nächstes ging mein Blick weit hinaus ins unendliche Universum wo sich aufgrund der immensen Entfernung Galxien zu einem
scheinbaren Haufen formieren. Die NGC 4005 Gruppe ein gut abgesetzter Cluster im Sternbild Löwe. Beim Aufsuchen mit 26mm hätte
ich eigentlich schon ein paar Galaxien erwartet doch ich sah nichtmal die hellste. Der Grund war wohl eine heller 8mag Stern der
im Zentrum des Haufens stand der zunächst alles überstrahlte. Erst bei 158x konnte ich die 13 Galaxien erkennen. Eine bunte
Mischung aus runden, ovalen oder länglichen Nebelchen. Die Galaxien reichten von 13mag bis fast 15mag und erschienen mir teilweise mit helleren
oder stellar wirkendem Zentrum. Besonders schön war eine Gruppe aus drei länglichen Galaxien nordwestlich des 8mag Sternes, die bestimmt
auch mit deutlich weniger Öffnung schön anzusehen sind. Später fiel mir auf das die Anordnung der Galaxien an das Sternbild
Steinbock erinnert (wenn man die Zeichnung um 90 Grad im Uhrzeigersinn dreht).
<b>NGC 3044</b>
Das Sternbild Sextant eine sehr selten besuchte Gegend. Eigentlich kenne ich dort nur NGC 3115 die dort alles in Grund und Boden strahlt.
Die Galaxie war schon im 26mm deutlich als "Riss im Universum" zu sehen. Hell und sehr langgestreckt (nahezu 1:10) erschien sie bei 112x.
Die enden eher Stumpf als Spitz auslaufend. In Längsrichtung war sie in drei unterschiedlich helle Bereiche eingeteilt wobei
das Zentrum nach Nordwest verschoben war. Eine echt wunderschöne Galaxie die das Zeug zum heimlichen König des Sternbildes hat.
<b>M 51</b>
Was soll man zu dieser Galaxie schon sagen. Sie ist wie ich finde die schönste Galaxie die man beobachten kann und Hobbyastronomen
der Südhalbkugel dürfen zurecht neidisch sein über die bei uns bis zum Zenit stehender Welteninsel. Im Okluar meines 18 Zollers wirkte
sie Gemäldehaft mit voll ausgebildeter Spiralform. Hellere Bereiche liesen sich in den Spiralen ausmachen. Das schwächste Detail war
der "Gezeitenschweif" der von der Begleitgalaxie nach Westen verlief in der Zeichnung sehr schwach zu erkennen. Auch der äußere
Spiralarm verlief sehr schwach weit in Richtung Süden. Gern wäre ich noch auf die suche nach einzelnen HII-Gebieten gegangen.
Meine Leiter hatte ich allerdings nicht dabei. Styroporplatten hatten mir noch ausgeholfen.
Fast auf den Zehenspitzen stehend konnte ich schwer loslassen, bevor mir das Objekt dann doch zu hoch stand.
<b>NGC 5248</b>
Eine helle Galaxie im Bärenhüter zeigte schon im 26mm erste anzeichen einer zu erwartenten Spiralstruktur.
Mit zunehmender Vergrößerung wurde diese deutlicher. Der Nördliche Spiralarm war heller und besser abgesetzt
und wirkte indirekt geknickt. Die Grundform der Galaxie war in einer Richtung deutlich "bauchig".
Ein wirklich tolles Objekt das mich sehr begeistert hat.
<b>NGC 4565</b>
Mittlerweile schon 3:00 Uhr, wie die Zeit doch vergeht. Halb Bewegungssteif durch die Kälte und kaum noch in der lage
ein Auge zu zukneifen hatte ich die berühmte "Needle-Galaxie" mir für diese doch recht unchristliche Zeit ausgesucht.
Auch wollte ich zwei Galaxien in der Nähe mit erfassen. Einmal NGC 4562 (auch NGC 4565A) und IC 3546 (auch 4565B).
NGC 4562 war recht deutlich zu sehen und länglich und gleichmäßig ausgeleuchtet und hing an einer hellen Sternkette.
IC 3546 war als ein schwacher runder Nebel indirekt sicher aufblitzend. Ob es sich bei diesen Galaxien um echte Begleiter hantelt
entzieht sich meiner Kentniss. NGC 4565 selbst war durch die immense Strahlkraft und Schärfe äußerst eindrucksvoll.
Eine hellere obere Schale teilte die Galaxie in Längsrichtung in zwei teile. Das Dunkle Staubband stach fast plastisch hervor.
Zeit aufzuwachen !! Gegen 4:30 Uhr knipste ich meine helle Weißlicht Lampe auf die stärkste Stufe was mich fast "erblinden" ließ.
Ein wunderschöner Traum schien zu ende. Alles um mich Glitzerte und über mir waren dank der geraubten Dunkeladaption die Sternbilder
viel deutlicher zu erkennen [:D]. Mit dem zusammenpacken ließ ich mir Zeit denn so eine komplette Nacht schlaucht schon etwas.
Mit einem lächeln und wahnwitzigen Blitzen in den Augen schlängelte ich mich durch die Berge der Vorderen Rhön wieder in Richtung Heimat.
Die folgenden Tagen schwelgte ich in Erinnerungen an die drei wunderschönen Nächte die mir Petrus geschenkt hat. Und er gewährte mir
7 Tage pause bis zur nächsten "Schönwetterkatastrophe". Zwar ging der Mond dann immer erst um die 3:00 Uhr unter,
aber mir doch egal "Kleinvieh macht auch Mist". [:D]
<font size="6">17. März (14 Zoll)</font id="size6">
Am noch frühen Morgen gegen 1:00 brach ich auf. Ich düste über einer nahezu freien A71 und durch eingeschlafenen Dörfer
um meinen geliebten Berg zu wecken, für eine kurze aber prickelnte Starparty. Nur ca. 90min Dunkelheit standen mir zur Verfügung.
Die kurze Zeit musste "Clever" gefüllt werden. Auf die Liste setzte ich mir Objekte die man per Starhopping schnell ansteuern
kann und als letztes Objekt eine "Leuchte" das ich noch mit in die aufhellende Dämmerung nehmen konnte. Gegen 2:30 Uhr
hatte mich der Berg wieder der inzwischen fast gänzlich von Schnee befreit war.
Vorsichtig baute ich mein 14 Zoll Teleskop aus gefüllten tausend teilen zusammen. Danach ging es auch schon los.
<b>NGC 5982 Gruppe (Draco Triplett)</b>
Schon ein paar Minuten vor Monduntergang ging es zu dieser schönen hellen Dreiergruppe im Sternbild Drachen,
die in einer Linie stehen und einzeln gesehen eine komplett unterschiedliche Morphologie aufweisen. Die hellste Galaxie war NGC 5982.
Sie zeigte sich rund bis oval, die Ostseite war leicht besser ausgeleuchtet. Im hellen Zentrum war ein hellerer Kern zu sehen. NGC 5985 war oval
und zur mitte heller, im Zentrum ein schwacher fast stellarer Kern. Die Galaxie wirkte leicht unruig (Hinweis auf eine Spiralstruktur ?).
NGC 5981 war deutlich länglich und zur mitte nur leicht heller. Doch mein eigentliches Ziel war eine sehr schwache Galaxie die ebenfalls
in der gleichen Linie leicht abgesetzt zu finden ist und aus dem Triplett ein Quartett machte. Gemeint ist NGC 5976. Mit 14,8mag Helligkeit
sicher keine Leuchte aber ich konnte sie als sehr schwacher "glow" sicher halten.
<b>NGC 6229</b>
Ein sehr kleiner und sehr heller Kugelsternhaufen und mit 100000 Lj. ein weit entferntes Exemplar. Er wird geschmückt von zwei hellen
8mag Sterne. Bei 283x hatte er ein sehr helles unförmiges Zentrum was leicht angelöst wirkte, ebenso eine längliche "Verdichtung".
Der Halo wirkte Nebelig und hatte einen "ausgefranzten" Rand. Im Halo selbst blitzten einige sehr schwache Sterne durch, die aber schwer
haltbar waren. Ein sehr niedlicher Kerl und wegen den großen Brüdern M13 und M92 oft vernachlässigt.
<b>NGC 6543</b>
Schon oft beobachtet habe ich diesen PN der auch Katzenaugennebel genannt wird. Meist aber mit 10 Zoll und nicht so optimalen Seeing.
In dieser Nacht war er DER "Augenöffner" schlechthin. Bei mittlerer Vergrößerung sah ich zunächst ein ovales extrem helles Objekt.
Schwach konnte ich einen ovalen Ring um den Zentralstern erkennen. Eigentlich war ich hoch zufrieden über dieses Detail.
Aber das Bild im Okular war sehr ruhig so tauschte ich das 6mm Okular gegen ein 3,7mm was mich auf 459x katapultiert hat.
Und von da an musste ich mich anschnallen ! Der Ovale Ring war wie ausgestanzt und direkt zu halten dazu der Nadelfeine Zentralstern.
Indirekt waren zwei Ausläufer zu beiden Seiten gut zu erkennen. Ich muss wohl ein Moment von perfektem Seeing erwischt haben.
Auf Meteoblue war für den Zeitpunkt 0,6 Bogensekunden vorhergesagt. Gut möglich das sie ausnahmsweise mal recht hatten.
Bis weit in die helle Dämmerung beobachtete ich dieses fazinierente Objekt.
Gegen 5:15 Uhr baute ich vorsichtig ab. Noch völlig hin und weg vom Katzenauge trat ich die Heimreise an.
In der nächsten Nacht, wieder am gleichen Platz, liess ich es ruhig angehen und beobachte auf der Aussichtsplattform die
umliegenden Berge im hellen Mondlicht die über den Nebel herausragten. Was für eine tolle Anblick. Später sah ich mir noch den
Mond selbst und Planeten im Teleskop an. Bevor es nach Monduntergang etwas "stressig" wurde. Nichtmal eine Stunde
war es dann noch dunkel und nutzt es für zwei weitere Deep-Sky Objekte.
Am ende nahm ich mir noch kurz die Zeit einen Blick auf die tolle Sommermilchstraße zu werfen.
Was für eine Wucht ! Was für ein toller März !
So, das soll es gewesen sein. Sorry, für das lange "nach unten scrollen". Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen [:)]
Liebe Grüße
Mathias